Deutschsprachige Zeitungen in Kroatien

 Spuren deutscher Sprache, Literatur und Kultur in Kroatien

[von Thomas Möbius]

 

Germanistische Institutspartnerschaft mit der Josip-Juraj-Strossmayer-Universität Osijek – Projekt erforscht Austauschbeziehungen im sprachlichen, literarischen und kulturellen Bereich – Digitalisierung deutschsprachiger Zeitungen in Kroatien

 

tm. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) fördert seit 2017 die auf neun Jahre angelegte Kooperation zwischen den Germanistischen Instituten der JLU und der Josip-Juraj-Strossmayer-Universität Osijek. Einerseits wird im Rahmen der Germanistischen Institutspartnerschaft (GIP) der Austausch kroatischer und deutscher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gefördert, andererseits soll die GIP zu einer Verbesserung der germanistischen Ausbildung in Kroatien führen. Projektleiter sind Dr. Tihomir Engler (Osijek) und Prof. Dr. Thomas Möbius (Gießen).

 

Eine zentrale Stellung innerhalb der Institutspartnerschaft nimmt das Forschungsprojekt „Spuren deutscher Sprache, Literatur und Kultur in Kroatien“ ein. Das Ziel ist es, die Austauschbeziehungen im sprachlichen, literarischen und kulturellen Bereich zwischen den deutschen Einwanderern und der einheimischen kroatischen Bevölkerung zu erforschen. Betrachtet wird der Zeitraum von den ersten Ansiedlungen deutschsprachiger Einwanderer auf dem Territorium des heutigen Kroatiens im achten Jahrhundert über die große Einwanderungswelle im 18. und 19. Jahrhundert bis hin zum fast vollständigen Verschwinden der Deutschen aus Kroatien nach 1945.

 

Bisher wurde dieser Thematik in der Forschung recht wenig Aufmerksamkeit gewidmet, zumal kroatische Archive für Außenstehende erst in den 1990er Jahren geöffnet worden sind. Mit dem Projekt und der von den Projektleitern ins Leben gerufenen Publikationsreihe „Spurensuche. Deutsche Sprache, Literatur und Kultur in Kroatien“, die im Verlag Peter Lang Frankfurt/Main erscheint, soll sich dies ändern.

 

Die Forschungsfragen zielen auf unterschiedliche fachwissenschaftliche Ebenen: Der linguistische und sprachdidaktische Bereich befasst sich mit den sprachlichen Eigenheiten der deutschen Einwanderer. Ferner behandelt er die Berührungspunkte zwischen der kroatischen und der deutschen Sprache sowie zwischen den schulischen und außerschulischen Strategien der Sprachvermittlung. Im kulturellen Bereich wird die Interaktion zwischen deutschsprachigen Einwanderern und den slawischen Ansässigen erforscht. Im Fokus stehen dabei vor allem das Theater-, Presse- und Verlagswesen. Im literarischen Bereich sollen die in Südosteuropa entstandenen oder von Südosteuropäern verfassten deutschsprachigen Werke in ihren jeweiligen Kontext eingebettet und mit der Rezeption deutscher Literatur in dieser Region verglichen werden. Neben den rund 30 kroatischen und deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern konnten für die Mitarbeit auch mehrere kroatische Institutionen wie beispielsweise die Nationalbibliothek Zagreb, die Hemerothek des Slawonischen Museums in Osijek und das Nationalarchiv in Osijek gewonnen werden. Das Bundesministerium für Kultur und Medien (BKM) in Deutschland unterstützt das Projekt finanziell und ermöglichst die Digitalisierung deutschsprachiger Zeitungen im Kroatien des 18. und 19. Jahrhunderts, damit diese neben weiteren Datenquellen ausgewertet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können.

 

Bereits wenige Monate nach dem Start des Projekts lässt sich vor allem in Kroatien eine außerordentlich positive Resonanz feststellen, die sich durch Angebote zur Mitarbeit von Kolleginnen und Kollegen anderer Universitäten (Zagreb, Rijeka, Zadar) konkretisiert, sodass bereits jetzt über eine Erweiterung der Germanistischen Institutspartnerschaft nachgedacht werden kann.

 

Insbesondere das Digitalisierungsprojekt hat dazu beigetragen, dass die deutschsprachigen Zeitungsbestände als wichtige Forschungsquelle stärker in das Bewusstsein der verantwortlichen kroatischen Institutionen gedrungen sind und zunehmend eine Notwendigkeit der Sicherung dieser Bestände gesehen wird. Diese ersten positiven Effekte berechtigen zu der Hoffnung, dass in den kommenden neun Jahren auch in den anderen Forschungsbereichen des Spurensuche-Projektes wichtige Impulse zu erwarten sind.

 

[Aus: uniform. Zeitung der Justus-Liebig-Universität Gießen. 31. Jahrgang, 2018, Nr. 1, 22. Februar 2018, S. 8]

 

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