Pressemitteilung: Sammlung JÜDISCH-DEUTSCHE BUKOWINA 1918+ online

Das Digitale Forum Mittel- und Osteuropa e.V. (DiFMOE, München) möchte auf sein aktuelles Kooperationsprojekt hinweisen, welches in Zusammenarbeit mit dem Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München (IKGS), dem Institut für Auslandsbeziehungen (IFA, Stuttgart), der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf, dem Bukowina-Institut (Augsburg), der Nationalbibliothek Israels (Jerusalem), der World Organisation of Bukovina Jews (Ramat Gan, Israel), der Martin-Opitz-Bibliothek (Herne), dem Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS, Regensburg) und der Czernowitz Discussion Group durchgeführt wurde.

 

Die neue Sammlung besteht aus mehreren Teilen. Zum einen sind dies historische Zeitungen, welche in der Zwischenkriegszeit in der vormals österreichischen, dann zu Rumänien gehörenden Bukowina vor allem unter jüdischer Herausgeberschaft in deutscher und jiddischer Sprache produziert wurden. Liberale Blätter, wie das “Czernowitzer Morgenblatt” oder die “Czernowitzer Allgemeine Zeitung” fanden ihre Leserschaft in breiten Kreisen der deutschsprachigen Bevölkerungsgruppen, vertraten sie doch insgesamt die Interessen der nunmehrigen nationalen Minderheiten im neuen Staat. Die “Tšernowitzer bleter”, die "Arbeter Tsaytung" oder “Di frayhayt”, gedruckt in jiddischer Sprache, spiegeln dagegen politische, kulturelle und ideologische innerjüdische Diskurse vor dem Hintergrund der fortschreitenden Beschneidung von Grundrechten der Jüdinnen und Juden seitens der rumänischen Regierung wider. Und schließlich wurde mit der “Czernowitzer Deutschen Tagespost” auch eine Zeitung berücksichtigt, welche sich nach 1933 im Gleichklang mit und unterstützt aus Berlin an den zahlreichen antisemitischen Hetzkampagnen beteiligte, die schließlich ebenso in der Bukowina in die Auslöschung eines großen Teils der jüdischen Bevölkerung mündeten. “Die Stimme”, bereits 1944 im damaligen britischen Mandatsgebiet Palästina von Elias Weinstein ins Leben gerufen und heute noch in Israel existent, wurde nach dem Holocaust zur gedruckten Informations- und Kommunikationsplattform der Überlebenden.

 

Neben der Digitalisierung und Onlinestellung eines insgesamt 16 Titel umfassenden periodischen Quellenkorpus realisierte DiFMOE in Kooperation mit der Czernowitz Discussion Group, dem weltweiten virtuellen Zusammenschluss von etwa 500 jüdischen Bukowiner Holocaustüberlebenden und ihren Nachkommen, die Integration von ausgewählten Teilen des gruppeneigenen Archivs mit wertvollen persönlichen und familiären Zeitdokumenten in die Digitale Bibliothek des DiFMOE. Innerhalb der Sammlung Jüdisch-Deutsche Bukowina 1918+ lässt sich der eingepflegte Bestand von etwa 1.000 Objekten sowohl in seiner Gesamtheit, als auch nach den einzelnen Privatsammlungen der Mitglieder abrufen. 

 

Eine Quelle besonderer Art stellte uns der deutsche Administrator der Czernowitz Discussion Group, Edgar Hauster, aus dem persönlichen Familienarchiv zur Verfügung: 122 Briefe aus der Korrespondenz des Großvaters Elias Hauster mit seinem Sohn Julius Hauster (der zweite Sohn Maximilian wurde 1943 in Auschwitz ermordet), die dem Leser einen tiefgehenden Eindruck vom Alltag, aus dem Seelenleben, vor allem aber auch von der großen Not der rumänischen Holocaustüberlebenden unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs (1946-1949) aufzeigen. Für eine bestmögliche Vermittlung und wissenschaftliche Nutzung der Inhalte des herausragenden Geschichtszeugnisses "Die Korrespondenz des Elias Hauster" wurden die hochauflösenden Scans der handgeschriebenen Briefe mit den ebenfalls aufwändig von Edgar Hauster erstellten Transkriptionen in einem digital erstellten Buch kombiniert und damit volltextdurchsuchbar gemacht.

 

Link zur Sammlung: https://www.difmoe.eu/d/search/?sort=newest&accessibility=all&collections=vc:6de9af0f-6c93-4f4c-ac6d-a57f3f352715

 

Gefördert wird das Projekt von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien